Ist die Pflegebranche gefährdet?

Im Rahmen der Kampagne „Das muss drin sein“ informierten sich am 11. April 2016 die Landtagsabgeordneten Kathrin Kagelmann und Mirko Schultze (DIE LINKE) sowie Mitglieder der Fraktion DIE LINKE im Kreistag Görlitz beim Familienunternehmen Kunze aus Weißwasser zu der Frage, ob die Pflegebranche gefährdet ist.

Die Politiker wollten von den Fachleuten vor Ort wissen, mit welchen Schwierigkeiten die Pflegebranche sich auseinandersetzen muss und welche Herausforderungen zu bewältigen sind.

fehlende Anerkennung des Berufs

Diese fehlt laut Kunze in der Gesellschaft. Die Tätigkeit würde sicherlich eher die nötige Beachtung finden, wenn die Arbeit besser bezahlt werden könnte.
Doch eine bessere Bezahlung wird zum Hauptteil durch die Krankenkassen, die in den Verhandlungen mit der Pflegebranche die Kosten drücken, verhindert. Die Verhandlungen zur Übernahme der Pflegekosten gestalten sich als äußerst schwierig. Der eingeführte Mindestlohn in der Pflege ist derzeit bei den zu übernehmenden Kosten durch die Träger nicht berücksichtigt, da langfristige Verträge vor dessen Einführung mit der Pflegebranche abgeschlossen wurden. Dies belastet Pflegeunternehmen, die auch mit einem deutlich gestiegenen Bürokratieaufwand zu kämpfen haben, deutlich.

Fachkräftemangel?

Wenn Mitarbeiter in der Pflegebranche teilweise 300 bis 400 Überstunden aufgebaut haben, dann muss klar davon gesprochen werden, dass dieser bereits da ist. Wer möchte denn auch diesen Beruf ausüben? Wenig anerkannt und unzureichend entlohnt?

Ausweg Öffentlichkeit und Wachstum?

Herr Kunze denkt darüber nach, zukünftig die Kostenverhandlungen mit den Krankenkassen, als Kostenträger der Pflege, öffentlich zu führen. Vielleicht sehen die bei den Kassen Versicherten, welche „entwürdigende Art und Weise“ diese gegenüber den Pflegeunternehmen als Leistungserbringer an den Tag legen. Und dies könnte sicherlich zu einer Abwanderung der Versicherten zu anderen Kassen führen. Mindestens jedoch zu kritischen Nachfragen.

Um für die Zukunft gewappnet zu sein, expandiert das Pflegeunternehmen Kunze. Durch eine entsprechende Größe will man in den Verhandlungen deutlich mehr Gewicht haben und für eventuelle Schwankungen weniger anfällig sein.

Wünsche für die Zukunft

akzeptable Verträge zur Kostenübernahme in der Pflege, „Verhandlungen auf Augenhöhe“

Anerkennung des Pflegeberufes in der Gesellschaft

Überarbeitung des sächsischen Heimgesetzes im Hinblick auf die geforderten Fachkräfte, Pflegekräfte sind an den Bedarf der zu pflegenden Personen zu koppeln

soziales Engagement des Unternehmens – Soziales Netzwerk Lausitz gGmbH

Seit Oktober 2011 existiert das Soziale Netzwerk Lausitz. Mit diesem Namen verbinden wir sowie unsere Partner und Förderer eine konkrete Aufgabe: Gemeinsam soziale Strukturen zu erhalten, nachhaltig auszubauen und zu schaffen. Ziel ist es, dass Hilfebedürftige andere Hilfebedürftige dabei unterstützen „es selbst zu tun“. Der Hilfegeber wird zum Hilfeempfänger und umgekehrt. Das Soziale Netzwerk Lausitz versteht sich dabei als Vermittler, um Menschen sowie Institutionen zusammenzubringen.
Um dieses Netzwerk, welches ein beispielloses breites Angebot vorhält, dauerhaft zu etablieren, braucht es eine gesicherte Finanzierung. Diesen Auftrag haben die Linkspolitiker deutlich vernommen.

Öffentlichkeit informieren

Infostand der Linken

Endlose Wartezeit für einen Termin beim Facharzt, überfüllte Wartezimmer, übermüdete Krankenhausärzte unter Zeit- und Kostendruck, Altenpflege im Minutentakt – solche und ähnliche Erfahrungen machen wir immer wieder oder kennen Fälle aus der Familie. Ob als Patientinnen und Patienten oder als Tätige in Gesundheits- und Pflegeberufen, der Personalmangel zeigt sich an vielen Stellen und die negativen Auswirkungen betreffen uns alle. Was muss sich also ändern?

Darüber informierten die LINKEN im Zentrum von Weißwasser mit einem Informationsstand am Nachmittag und bei einer Gesprächsrunde am Abend im Büro der Landtagsabgeordneten Kathrin Kagelmann. Mit dabei waren auch in der Pflege Beschäftigte und kritisierten die geplante Reform der Pflegeausbildung scharf.

Die Bundesregierung will eine neue generalistische Ausbildung mit einem einheitlichen Berufsabschluss einführen. Die bisherigen Ausbildungen in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege sollen zusammengeführt werden.  Mit hohem Zeitdruck beabsichtigt die Bundesregierung, die Reform der Pflegeausbildung durchzuziehen. Eine fundierte Diskussion bleibt auf der Strecke. Das Gesetz hat einige positive Ansätze, wie die längst überfällige Schulgeldfreiheit. Allerdings erfüllt der Entwurf nicht die Anforderungen an eine zeitgemäße Ausbildung.

ver.di mit gutem Vorschlag

ver.di sieht bei dem Vorschlag der Bundesregierung die Berufsfähigkeit nach dem Abschluss der Ausbildung gefährdet. Die drei Ausbildungen können unmöglich in gleicher Tiefe und Umfang in drei Jahren vermittelt werden. Unser Vorschlag der integrierten Ausbildung sieht deshalb bis zu zwei gemeinsame Jahre und eine Phase der Spezialisierung von mindestens einem Jahr vor.