Heike Krahl: Offener Brief an den Landrat bezüglich der Barrierefreiheit im Trixi Park

Mit nachfolgenden offenen Brief wendete sich unsere Kreisrätin Heike Krahl an den Landrat und die Mitglieder des Aufsichtsrates des Trixi Parks.

Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Aufsichtsräte

Ich wende mich heute, als Mitglied des Aufsichtsrates und Besucherin des Trixi Park, mit einem offenen Brief an Sie, weil ich glaube, dass das Thema der Barrierefreiheit verbunden mit der modernen Aufstellung des Trixi Park eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur die in deutsches Recht umgesetzte UN Behindertenkonvention und das Bundesgleichstellungsgesetzt sollen unsere Überlegungen über das normativ durch das Baugesetz vorgeschriebene denken lassen. Unsere Taten von heute werden nämlich ihre Bewertung nicht im Heute, sondern in 10 und mehr Jahren bekommen.

Wären Generationen vor uns nicht aus dem damals Ausreichenden herausgetreten und wären einen Schritt weitergegangen, so mach Einrichtung wäre heute nicht mehr da, so manch Investition wäre längst Geschichte und ihr Erfolg nicht eine uns noch heute als besonders erscheinende Idee.
Unumstritten ist der Neubau eines Mehrzweckgebäudes mit Übernachtungsmöglichkeiten ein Schritt in die richtige Richtung und wird zur Sicherung von Qualität und benötigter Kapazität beitragen. Ein Neubau ist aber auch immer eine Chance. Wer neu baut kann neu planen und muss nicht in Vorhandenem eingreifen. Gerade bei der Gestaltung von Barrierefreiheit liegt hier eine Chance. Ein behindertengerechtes Gebäude, welches den Anforderungen der dafür erarbeiteten DIN entspricht, ist planungstechnisch möglich und da man ja neu gestalten kann, auch optisch und funktionell in hoher Qualität leistbar. Mit etwas Kreativität und Willen wird kein Gast, der es nicht benötigt, erkennen, dass er sich in einem barrierefreien Gebäude befindet. Ganz im Gegenteil, viele Dinge werden wohl eher als angenehm empfunden werden, ohne dass man sie zuordnet. Die Einhebelmischbatterie ist mal für Behinderte und Krankenhäuser erfunden worden, viele wollen sie heute nicht mehr missen. Oder die Kuppel auf dem Reichstagsgebäude ist durch eine umlaufende Rampe erschlossen nicht durch Treppen, warum wohl?

Ich bitte Sie also, ihre ersten Entscheidungen noch mal zu überdenken und sich von der Vorstellung lösen, Barrierefreiheit ist eine abschreckende Notwendigkeit, welche an Krankenhäuser erinnert und deswegen von „normalen“ Gästen gemieden wird. Oft ist heute schon das Gegenteil der Fall. Ältere Mensch, Eltern mit Kinderwagen schätzen die Abwesenheit von Stufen, Einstiegen und Treppen oft sehr, die einen weil es schon etwas schwerfällt, die anderen weil sie nicht ständig hoch und drüber heben müssen. So könnte man noch viele Beispiele finden.
Ich möchte aber Ihren Blick noch auf weitere ökonomische Gesichtspunkte legen. Menschen mit Behinderung, welche verreisen, tun dies in der Regel nie allein und da der Aufwand größer ist, tun sie es meistens auch noch länger. Sie geben, weil die Reise meist ein besonderer Höhepunkt ist, auch deutlich mehr Geld aus, der Urlaub soll ja was Besonderes werden und sie sind weit mehr als andere in Netzwerken, Selbsthilfegruppen oder Verbänden organisiert und somit hervorragende Botschafter einer Einrichtung, die sie willkommen heißt. An dieser Stelle sind wir uns ja wohl einig, die beste Werbung ist der authentische Bericht von Besuchern im Bekannten und Freundeskreis.
Es geht also nicht um eine gesetzliche Notwendigkeit für eine kleine Randgruppe, es geht um eine modere und ökonomisch sinnvolle Ausrichtung der neuen Investition in unseren Trixi Park. Der Umstand, dass in der Region Zittauer Gebirge die Angebote an barrierefreien oder wenigsten barrierearmen Angeboten gegenüber anderer touristischen Destinationen ausgesprochen dünn ist, mag hier noch mal eine unterstreichende Wirkung haben. Bitte überdenken Sie ihre Entscheidung noch einmal und setzen Sie Zeichen, die auch in 10 und mehr Jahren noch als Beispiel für Entscheidungsfreude, Innovation und Nachhaltigkeit bewertet werden. So wie es in der Vergangenheit oft geschehen ist.